Zum Inhalt springen

Einstein-Teleskop in die ESFRI-Roadmap 2021 aufgenommen

Am 30. Juni hat das Europäische Strategieforum für Forschungsinfrastrukturen (ESFRI) beschlossen, das Einstein-Teleskop in die Aktualisierung seiner Roadmap 2021 aufzunehmen. Dies unterstreicht die Relevanz dieses internationalen Großprojekts für ein Gravitationswellen-Observatorium der nächsten Generation für die Zukunft der Forschungsinfrastrukturen in Europa und der Gravitationswellenforschung auf globaler Ebene.

Die Koordinatoren des Forschungsinfrastruktur-Konsortiums, Antonio Zoccoli vom INFN (Nationales Institut für Kernphysik, Italien) und Stan Bentvelsen von Nikhef (Nationales Institut für subatomare Physik, Niederlande), begrüßen dieses Ergebnis. „Wir freuen uns sehr über dieses wichtige Ergebnis: Die ESFRI-Aufnahme erkennt den Wert unseres Projekts an und stärkt das Einstein-Teleskop auf europäischer Ebene“, sagt Zoccoli. „Wir werden gemeinsam an seiner Entwicklung arbeiten, in der Überzeugung, dass es strategisch wichtig ist, unser Wissen über das Universum, technologische Innovation und soziales Wachstum zu fördern.“

„Der ESFRI-Status ist ein wichtiger Schritt zur Verwirklichung dieses europäischen Projekts“, so Bentvelsen, „Wissenschaftlich ist das Einstein-Teleskop unbestritten, und mit dem ESFRI-Status gibt es eine unverzichtbare anerkannte Unterstützung für seine Qualität und Wirkung. Wir freuen uns darauf, die Pläne gemeinsam mit allen beteiligten Ländern weiterzuentwickeln.“

Die italienische Regierung hat den Vorschlag für die ESFRI-Roadmap am 9. September 2020 eingereicht, unterstützt von den Niederlanden, Belgien, Polen und Spanien. „Die Vorbereitung des Antrags war eine zweijährige große Anstrengung, an der mehrere Forschungseinrichtungen und Universitäten beteiligt waren, die jetzt das Einstein-Teleskop-Konsortium bilden, zu zehn europäischen Ländern gehören und echte interdisziplinäre Kompetenzen haben“, sagt Michele Punturo, Koordinator der ET-ESFRI-Antragsvorbereitung.

Seit dem 9. September waren mehrere der Beteiligten eingeladen, um die Pläne zu präsentieren, bestimmte Aspekte des Projekts zu vertiefen und Fragen des ESFRI-Evaluierungskomitees zu beantworten. Unter ihnen war auch Marica Branchesi, Mitglied des ET-ESFRI-Antragsvorbereitungsteams: „Wir haben hart daran gearbeitet, den wissenschaftliche Begründung für das Einstein-Teleskop zu entwickeln. Jede Simulation zeigte uns die enormen Möglichkeiten des Einstein-Teleskops zur Beobachtung des Universums. Das Einstein-Teleskop wird unser Wissen in der Fundamentalphysik, Astrophysik und Kosmologie revolutionieren“, sagt Branchesi.

Das Einstein-Teleskop wurde nach einem langen und sorgfältigen Bewertungs- und Auswahlprozess aufgenommen. Während der ESFRI-Versammlung beschlossen die Delegierten offiziell, das Einstein-Teleskop in die Roadmap aufzunehmen. Mit dieser offiziellen europäischen Zustimmung beginnt für das Projekt nun eine neue Phase. Die beteiligten wissenschaftlichen Einrichtungen aus zehn Ländern (Belgien, Deutschland, Ungarn, Italien, Norwegen, Spanien, Schweiz, Polen, Niederlande, Großbritannien) müssen nun ihre Forschungs- und Entwicklungsarbeiten zum Einstein-Teleskop und zu Gravitationswellen intensivieren. Außerdem werden sie die laufenden seismischen Untersuchungen zur Charakterisierung und Bewertung der möglichen Standorte, die die unterirdische Infrastruktur beherbergen könnten, beschleunigen.

Ein neues Fenster zum Universum

Das Einstein-Teleskop ist ein zukünftiges unterirdisches Gravitationswellen-Observatorium. Das Instrument wird wesentlich empfindlicher sein als bestehende Detektoren. Daher wird das Observatorium den Wissenschaftler:innen zum ersten Mal einen Blick in das „dunkle Zeitalter“ des Universums ermöglichen. Gravitationswellen wurden 2015 erstmals nachgewiesen und bieten eine neue Möglichkeit, das Universum zu erforschen. Bis zu ersten Entdeckung konnten Forschende das Universum nur mit Licht oder Strahlung untersuchen, aber mit Gravitationswellen können sie Schwingungen der Raumzeit selbst beobachten.

Obwohl Albert Einstein die Existenz von Gravitationswellen bereits vor hundert Jahren vorhersagte, rechnete er nicht damit, dass es jemals möglich sein würde, sie nachzuweisen. Doch mit den atemberaubenden technologischen Entwicklungen des letzten Jahrhunderts gelang es mit Gravitationswellen-Detektoren die erforderliche Empfindlichkeit und Präzision zu erreichen. Damit begann eine neue Ära in der Erforschung des Universums, die Ära der Gravitationswellen- und Multimessenger-Astronomie, und führte zum Nobelpreis für Physik im Jahr 2017. Das Einstein-Teleskop wird in Zukunft zu vielen weiteren unvorstellbaren Entdeckungen in diesem neuen Forschungsgebiet führen.

Teile diesen Artikel